Ein Tag, an dem die Gefühle hoch gehen. Es ist schwer hier weg zu gehen und sie quasi wieder “allein“ zu lassen. Es ist schwer zu akzeptieren, dass wir Menschen sind, die der Friedensgemeinschaft so viel Hoffnung geben und doch nicht mehr tun zu können, als in unserer Kapazität liegt.
Gestern haben wir den Film “Hope for Colmobia” geschaut. Es war eine englische Fassung, da die spanische nicht zugänglich war. Auch wenn der Film etwas langatmig ist, war es sehr berührend zu sehen, was damals 2010 für ein Wille und eine Aufbruchskraft in der Gemeinschaft war. Und unsere Jugendlichen zu sehen, die damals das Theaterstück “Die Prinzessin und der schwarze Schatten” hier aufgeführt haben.
Alle Kinder der Gemeinschaft saßen wie gebannt vor der Kamera. Es ist berühend die Ansprachen von Eduard noch einmal zu sehen und seine charismatische Ausstrahlung. Die Liebe zu ihm und seinen Gedanken, das ist bis heute ein Element, das die Gemeinschaft zusammenhält. Gegen Ende singen die Kinder zusammen mit Blatcho, der heute 36 Jahre alt ist, ein Lied für uns. Er und Carolin arbeiten hier mit den Jugendlichen und sie würden sehr gern im kommenden Jahr mit der Jugend nach Tamera kommen. Ich glaube dass es viel Sinn machen würde, 2023 ein internationales Jugendcamp zu planen. Natürlich stehen wir vor vielen Fragen. Wird man überhaupt reisen können? Wird es finanziell möglich sein? Und haben wir die Kapazität, es zu verwirklichen? Ich glaube, dass es jetzt eine unserer zentralen Aufgaben sein wird, den Jugendlichen eine Vision zu schenken und ihnen tiefe Gemeinschaftserfahrungen zu ermöglichen, die sie abhalten von den Verlockungen des Systems, das immer Ablenkungen für sie bereit hält. Sie müssen fühlen, dass Gemeinschaft eine Globale Angelegenheit ist, ein Politikum, was helfen kann, dass die Menschheit überlebt. Sonst fühlen sie sich zu sehr an ihren Orten allein und demgegenüber eine grosse Welt, die mit vielen Mitteln lockt, dazuzugehören.
Als Jugendlicher möchte man einer grösseren Sache angehören und man muss sie fühlen können!
Neben allem Packen und Abschied haben wir letzte Treffen mit dem Consejo und Klärungsgespräche, wie wir weiter machen, wer mit uns nach Brasilien fahren wird und vieles mehr. Sie leben in einem anderen Zeitgefüge. In einem Leben, wo es täglich existentiell zugeht, können Entschediungen oft erst sehr kurzfristig getroffen werden. Das ist für all diejenigen, die die Oragnisation bei sich haben, eine grosse Herausforderung.
Kurz vor unserer Abreise kommen viele noch einmal zu uns in das “internationale Haus”, wo wir die Tage gewohnt haben. Brigida schenkt mir eine handgearbeitete Tasche, die von Indigenen gemacht wurde. Viele letzte Umarmungen. Mir hilft der Kraftsatz: ”Ein Revolutinär verabschiedet sich nicht, er sagt hallo!”
Um 16.00 Uhr geht es los. Vor den Toren steht der Taxifahrer und erwartet uns bereits.
Mir kommt das Lied in den Sinn:”Nehmt Abschied Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr.”
Es gibt viel zu verarbeiten! Ich bin froh, dass ich der inneren Stimme gefolgt bin und hier war.
Etwas ragt durch alle Schwierigkeiten hindurch, ein Licht der Kraft – ein Licht der Liebe und der gegenseitigen Anteilnahme. So ähnlich, wie die Menschen hier leben, stelle ich mir manchmal das Leben im Urchristentum vor. Mitten unter den Römern eine Zelle des Lebens, der Liebe und der Hoffnung.
In der Nacht kommen wir in Bogota an. Müde fallen wir in die Bette