Liebe LeserInnen,
der Reisebericht einer Frau, die mit ihren Töchtern und ihrem Lebenspartner mit einem Reisebus von Norwegen nach Afrika und zurück reiste und dort tiefe Begegnungen mit Hunden erlebte, hat mich so berührt, dass ich ihn gerne hier mit euch teilen möchte. Es ist auch die Erfolgsgeschichte eines der Hunde aus dem Hundesanktuarium in Tamera, der aus schwierigsten Verhältnissen gerettet wurde und jetzt ein glücklicher Seelenbegleiter einer 16 jährigen jungen Frau sein kann. Sein Name ist Baloo. Ich hoffe, daß diese Geschichte anregt, den Menschen in seiner grenzenlosen Verbundenheit mit anderen Wesen und Seelen zu verstehen. Herzlichen Dank Christiane Niesner Tamm an dieser berührenden Reise teilzunehmen.
Weitere Informationen zur Arbeit vom Hundesanktuarium in Tamera unter: https://www.tamera.org/de/hundesanktuarium/
Erlebnisse auf der Reise zwischen Norwegen und Afrika
Baloo
Wir starteten im letzten Herbst unsere Reise, als Familie, in unserem Van von Norwegen nach Afrika. Zu siebt waren wir unterwegs, unsere Töchter Nilani, Lilien und Mara, mein Mann Matthias und ich, Christiane, und unsere beiden Hunde Lissy und Toffee. Dies sollte eine Heilreise sein für uns, für unsere Familie und für Mutter Erde. Ich arbeite Daheim auf unserem Hof unter anderem mit schamanischen Heilmethoden für Tiere und ihren Menschen und für Mutter Erde.
Als wir nach vielen Abenteuern in Marokko ankamen und dort einige Wochen verbrachten, kamen wir an einen Platz, an dem junge Menschen biologisches Gemüse kultivierten, Yoga und Meditationen anboten und einige Plätze für Vans und Wohnmobile dafür bereit stellten. Das ist in Afrika wirklich nicht so häufig vertreten wie im Rest von Europa.
Dieser idyllische Platz lag inmitten einer ärmeren Gegend, in der es viele Kinder, viele Straßenhunde, Müll, freilaufende Pferde, Esel und Hühner gab. Durch ein kleines Loch im Zaun des Gemüsegartens schlich sich unsere 16 jährige Tochter Nilani immer in den Bereich außerhalb unseres Platzes. Dort beobachtete sie die Kinder beim Fußballspielen und lernte so einen Straßenhund kennen, den sie „Freund“ taufte. Freund wurde dann auch wirklich ein sehr großer Freund für sie, ein Seelenfreund.
Sie kam durch ihn auch mit einem Jungen ins Gespräch, der dort in der Nähe wohnte. Da Nilani wusste, dass wir wieder abreisen werden, bat sie den Jungen, Freund mit Wasser zu versorgen und ihr ab und zu zu berichten wie es ihm ginge. Nach 3 Nächten mussten wir leider auch wirklich weiter und der Abschied war unglaublich schwer und tränenreich. Wir hatten keine Chance, Freund zu adoptieren, weil es zu hohe Ausreisebestimmungen für marokkanische Hunde gibt, die wir nicht erfüllen konnten. Ich sprach auf schamanische Weise oft mit Freund, während wir bei ihm waren und teilte ihm auch mit, dass wir uns verabschieden müssen und uns nicht wiedersehen werden.
Nie werden wir beide vergessen, wie Nilani und ich gemeinsam die Straße hinuntergegangen sind, weinend, Arm in Arm und Freund am Rande stand und uns hinterher sah. Mich überkam ein seltsames Gefühl, das ich lieber für mich behielt, ein Gefühl vom nahenden Tod, aber ich tat es ab und umarmte lieber meine Tochter, die nun so traurig war, dass mir selber das Herz weh tat, weil ich ihr nicht helfen konnte.
Wir fuhren weiter durch Marokko, lernten Menschen und ihre Geschichten kennen und Nilani schrieb ab und an mit dem marokkanischen Jungen, der ein paar Türen entfernt von Freund wohnte.
Ungefähr 3 Wochen später erhielt Nilani eine SMS mit der Nachricht, dass Freund gestorben sei.
Und da war es wieder, dieses seltsame Gefühl. Ich unternahm erneut eine schamanische Reise und sprach mit seiner Seele, um ihn zu fragen ob er gestorben sei, um zu uns kommen zu können und die Seele von Freund antwortete mit einem klaren „Nein!“ Ich war erst etwas verblüfft, aber er sprach weiter und sagte, dass er gestorben sei „um bei ihr zu sein, bei Nilani.“
Ich erhielt noch viel mehr Antworten auf viele Fragen aber hauptsächlich erklärte mir seine Seele, dass wir auf unserer Reise, in Portugal, einen Hund finden werden, der nur auf uns wartet. Der zu dem Teil seiner Seele passt, so dass wir dann erneut eine gemeinsame schamanische Reise machen werden.
Nilani wusste nun also, dass sie nicht mehr traurig, sondern in voller Vorfreude sein konnte und so wollten wir in Spanien ein Tierheim besuchen, das uns aber ablehnte, weil sie unser Zuhause nicht überprüfen konnten, also wussten wir nun, dass wir einfach warten mussten, auf das, was sich zeigt. Auf einem anderen Platz, mittlerweile in Portugal, lief uns ein hellbrauner Hund zu. Leider spürten wir, dass er es nicht war und wir versuchten, seine Familie ausfindig zu machen, was uns auch gelang. Das Gleiche passierte uns dann noch ein zweites Mal. Als wir in Portugal Freunde besuchten, ging Nilani mit ihnen in ein Schelter, da unsere Freunde dort regelmäßig Hunde spazieren führen. Aber auch dort zeigte sich „Freund“ nicht.
Eher zufällig kamen wir dann nach Tamera. Wir trafen uns mit meiner besten Freundin aus Deutschland, die dort an einem Kunsttreffen der Friedensjournalisten teilnehmen durfte. Da sie noch einen Tag Zeit hatte, bevor ihr Treffen begann, durfte ich Bori, eine Mitarbeiterin in Tamera kennen lernen und dieses friedliche Zusammenleben mit allen Wesenheiten von Mutter Erde. Es war so ein unglaublich inspirierender Tag mit so viel Austausch und Liebe um uns herum. Beim Mittagessen erfuhren wir, dass es in Tamera auch ein Hundesanktuarium gibt, was uns gar nicht bekannt war. Nilani wurde auch sogleich dorthin vermittelt und freute sich sehr auf den Besuch dort.
Am Abend kam sie mit leuchtenden Augen und klopfendem Herzen zu uns zurück. Gerade trommelten Cordula und ich im Steinkreis und als wir fertig waren erzählte sie sogleich, was für ein unglaublich toller Schelter das ist. „Kein Gestank, so viel Platz, so viel Gras, so viel Liebe und Zuneigung und die fürsorgliche Blanca und dann war da noch ein Hund, und und und.“ Es sprudelte nur so aus ihr heraus.
So verband ich mich aus dem Steinkreis heraus gleich mit Baloo und fragte ihn, wie er es bei Nilani und uns fände. Ich schickte ihm Gedankenbilder von unserem Van, unseren anderen Hunden und unserem Hof in Deutschland. Er wollte, und wir wollten auch.
Am nächsten Morgen gingen Nilani und ich gemeinsam zum Schelter, ich lernte Blanca, das Team vom Gehege kennen und alle Hunde. Ich habe auf unserer Reise und zuvor bereits viel erlebt, was mit Tieren in Sheltern, auf Bauernhöfen und in Wohnungen passiert, aber ich habe noch nie gesehen, wie gut es Tieren in einem Hundesanktuarium gehen kann. Tiere, deren Seelen Schlimmes und Unvorstellbares durchgemacht haben, werden in Tamera mit Liebe, mit Geduld und Respekt und mit täglich gleichen Abläufen nicht nur wieder in die richtige Bahn gelenkt, sie werden geheilt, getragen und dürfen wieder vertrauen. Ich war sprachlos und auch in mir breitete sich ganz automatisch eine Liebe aus, die für den ganzen Platz gereicht hätte.
Morgens werden alle Hunde ausgiebig gebürstet, gestreichelt und ihre Seelen werden liebkost und gepflegt. Ein ausgiebiger Spaziergang durch die Natur, teilweise mit Freilauf, was in Deutschland undenkbar wäre, folgt im Anschluss. Ich durfte mich viel mit dem Team vom Hundesanktuarium unterhalten. Und ich erfuhr viel über die Schicksale dieser Seelen. Nach der Fütterung durften wir Baloo über Nacht mitnehmen, um auszuprobieren, wie es mit uns allen klappt.
Es war aufregend, anders. Und schön. Mein Mann war überrascht, dass Baloo so groß ist, denn das hatten wir vorher lieber nicht erwähnt. Nilanis Geschwister waren fasziniert von ihm und hofften tausendmal am Tag, dass er bleiben dürfte.
Und so blieben wir noch eine weitere unvorhergesehene Nacht.
Am Abend und am nächsten Morgen waren Nilani und ich wieder im Schelter. Baloo sollte sich noch verabschieden können, besonders von seiner Freundin Chica. Leider hatte es nicht geklappt, beide Hunde gemeinsam zu vermitteln. Und wieder überkam mich dieses Gefühl, diesmal positiv, ich versicherte Chica, dass sie auch bald eine Familie finden würde, denn dieses Mal wischte ich das Gefühl nicht weg.
Dieser unermüdliche Einsatz vom Team des Hundegeheges und die Augen dieser Hunde sind einfach so unvorstellbar, dass man es eigentlich mit eigenen Augen gesehen haben muss. Ich bin voller Respekt und Dankbarkeit, dass Tamera der Welt zeigt, dass es auch anders geht, dass auch die Tiere eine Seele haben, die wir heilen sollten und nicht einfach nur verwahren müssen. Dass es Menschen gibt, die es einfach anders machen.
Wir durften Baloo behalten und ihn mitnehmen. Dieser Augenblick, als Nilani ihn voller Stolz vom Schelter weg führte, war so herzerwährmend. Nilani bürstet und krault nun jeden morgen all unsere Hunde, so wie sie es bei Blanca gesehen hat. Baloo bringt Ruhe in ihr Herz, Verantwortung in ihr Leben und eine unermessliche Portion Liebe, die ihr nur ein treuer Freund geben kann.
Eine Woche später wurde Chica adoptiert, sie reist nun mit einem wundervollen Herrchen, ebenfalls im Van, durch Portugal.