Hier ein kleiner Erfahrungsbericht von unserer Mahnwache in Berlin. Der erste Schritt ist geschehen:
Wir haben eine wunderbare Erfahrung mit 60 Frauen und einigen Männern am Memorial in Berlin machen dürfen. Im folgenden link findet ihr einen kleinen film über die Aktion in Berlin und auch einer parallelen Mahnwache, die in Tamera stattgefunden hat.
Zum Anschauen von dem Film bitte hier anklicken!
Trotz auftretender Ängste und Meinungsunterschiede konnten wir uns in einer machtvollen Mahnwache in der Stille vereinen – immer wieder bereit, zu klären, wo in unserm Innern die Reaktionsbereitschaft und auch die Angst aktiviert ist, und wie wir darüber hinaus uns in dem Entschluss vereinen, dass jede Form von Krieg keine Antwort ist. Die Aktion sollte die Vision der „Frauen in weiss“, das von Aida Shibli und Miki Kashtan in die Welt gerufen wurde, unterstützen und sichtbar machen. Zuvor hatte ich zusammen mit Hanna Milling ein Seminar in Chorin geleitet zum Thema „Wut der Frau und ihre Transformation“. Hier haben wir auch das Thema berührt, was unsere Rolle als Deutsche betrifft.
So kam es zu einem Statement, das speziell von einigen Frauen.
Zum Statement bitte hier anklicken!
Dieses Statement hat natürlich auch Reaktionen ausgelöst.
Ich nenne mal die vielen Themen, die in vorbereitenden Gesprächen mit Israelis, Palästinensern, Deutschen und auch Internationalen berührt wurden.
Ist es angemessen, eine Mahnwache am Memorial zu machen und genau dort den Waffenstillstand einzufordern?
Ist es überhaupt sinnvoll, bei Politikern etwas einzufordern?
Warum Worte, ist nicht unser gemeinsames Schweigen machtvoll genug?
Ist es angemessen vom Völkermord zu sprechen?
Warum fokussiert ihr so auf das Thema Gaza, der Völkermord geschieht doch weltweit!
Was verbindet ihr mit dem Gedanken: Beendigung des Zionismus? Weiss man überhaupt, was Zionismus ist?
Diese und viele andere Fragen wurden berührt – und riefen auch zum Teil emotionale Reaktionen hervor. Es ist uns gelungen, nicht in die Polarisierung zu gehen, sondern in die entschlossene Kraft der Gewaltfreiheit und vor allem in die Vision: Was könnte das schönste Ergebnis sein? Die Magie, durch das Memorial zu laufen und fast die Seelen zu spüren, die unter unvorstellbaren Umständen ihr Leben lassen mussten, war sehr stark. Man wird berührt von der Ewigkeitsschwingung des Lebens und der absoluten Sinnlosigkeit des Krieges.
Mir war Etty Hillesum sehr nah mit ihren Worten, die sie kurz vor ihrem Tod im Konzentrationslager formuliert hat: „Das Elend ist wirklich groß; und dennoch laufe ich oft am späten Abend, wenn der Tag hinter mir in die Tiefe versunken ist, mit federnden Schritten am Stacheldraht entlang, und dann quillt es mir immer wieder aus dem Herz herauf – ich kann nichts dafür, es ist nun einmal so, es ist von elementarer Gewalt: Das Leben ist etwas Herrliches und Großes, wir müssen später eine ganz neue Welt aufbauen – und jedem weiteren Verbrechen, jeder weiteren Grausamkeit müssen wir ein weiteres Stück Liebe und Güte gegenüberstellen, das wir in uns selbst erobern müssen. „Wir dürfen zwar leiden, aber wir dürfen nicht darunter zerbrechen.“
Ich teile diesen Ausruf mit ihr, das ist die Motivation, die mir weiterhin Kraft und Mut gibt, den Weg der Gewaltfreiheit zu suchen, er liegt jenseits von Religion, Nation oder Religion, es ist ein Aufschrei des Lebens und kommt aus der inneren Ethik des Lebens und eines menschlichen Herzen.
Sabine Lichtenfels