Liebe Freunde, am 28.9. 2024
Es regnet in Tamera – großen Dank dafür. Equinox ist vorbei. Wir leben in bewegten Zeiten. Es ist kaum auszuhalten, was in der Welt geschieht und diese Verzweiflung und Trauer hinterlassen auch ihre Abdrücke in unserem Inneren. Vom 5. Oktober – 8. Oktober werde ich mit einer kleinen Gruppe in Tamera in ein Retreat gehen, um aus dem Termin gedrängten Alltag ganz auszutreten und meine Sinne ins Universum zu richten, in die „andere Realität“. Wir wissen, dass sich um den 7. Oktober herum Grausamkeiten weiter zuspitzen, die das offene Herz kaum noch aufnehmen kann. Gerade deshalb wollen wir uns in der Stille verankern.
Auch hier in Tamera leben schwer Betroffene und mein Herz fühlt mit ihnen. Vor einigen Tagen erhielten wir eine Nachricht, dass einer unserer Mitbewohner sein Dorf im Libanon zerstört und er Angehörige seiner Familie verloren hat. Ich habe keine Worte mehr!
Es wird am 6. 7. und 8. die Initiative gestartet von dem Projekt „Nonviolence-International“ , die aufzeigen will, dass Gewalt niemals die Antwort sein wird. Sie bitten uns, als Zeichen der Anteilnahme, schwarze Bänder zu tragen. „Erinnern wir uns an die Heiligkeit eines jeden Lebens, trauern wir um diejenigen, die durch jahrzehntelange Gewalt und Unterdrückung ihr Leben verloren haben, und erkennen wir diejenigen an, die heute leiden: diejenigen, die Angehörige verloren haben, die verletzt, entführt oder vertrieben wurden, deren Häuser zerstört wurden und die an Hunger und Krankheit leiden.
„Through our grief and remembrance, let us renew our commitment to never give up on justice and peace between Palestinians and Israelis“ Wie ihr euch beteiligen könnt, findet ihr unter diesem Link. Die Initiative soll auch die gängige Anschauung entmachten, dass alles mit dem 7. Oktober begonnen hat und damit alles, was hinterher geschah, rechtfertigt.
In Tamera wird es verschiedene Initiativen geben, die sich solidarisch mit dieser Aktion verbinden. Persönlich werde ich mit einer kleinen Gruppe diesen Vorgang durch eine Friedensmahnwache unterstützen. Einige von uns werden in der Zeit ganz in Stille sein und fasten.
Vom 6.- 8. Oktober zu Sonnenaufgang werden wir ein Gebetsfeuer halten, um uns immer daran zu erinnern, dass wir nur in Kooperation mit den unsichtbaren und sichtbaren Kräften dieser Erde die Friedensmatrix abrufen können.
Ich werde die Zeit auch nutzen, um weitere Hinweise für die mögliche Friedensmahnwache in der Wüste Israels zu erhalten. Ein Dank an alle Rückmeldungen, die ich auf meine Vision erhalten habe. Vor allem die Idee der Triplex Bildung hatte große Resonanz. Der erste Teil der Vision hat sich bewahrheitet, die Mahnwache in Berlin am Holocaust-memoral war für alle Beteiligten sehr bewegend. Ich habe zusätzlich zu unserem Newsletter einen kleinen Bericht von mir verfasst, der die Fragen, die aufkommen, beleuchtet.
Ob wann und wo eine Friedensmahnwache im Nahen Osten stattfinden kann, ist noch offen. Der Kriegswahnsinn spitzt sich derzeit in so drastischem Ausmaß zu, dass ich selbst noch einmal neu und tiefer fragen muss, was ist jetzt wirklich sinnvoll und wozu haben wir Kraft und wofür nicht. Im Äusseren scheint die Zerstörungswut keine Grenzen mehr zu kennen. Um so radikaler muss der Weg nach innen sein, der diesen Kräften gewachsen ist.
Eines ist klar: wir brauchen Menschen, die bei der Vorbereitung und Organisation helfen.
Ich danke der grossen Bereitschaft vor allem von Harry Finkerbeirl und seiner Tochter Miriam Turmalin, die sich sofort bereit erklärt haben, sich dafür einzusetzen, einen entsprechenden Ort zu finden, wo ein solches Camp durchgeführt werden könnte, wo es überhaupt die Möglichkeit für Palästinenser, Israelis, Deutsche und auch Internationale gäbe, sich wirklich zu treffen, um gemeinsam die Visions-arbeit und auch die Trauma-arbeit zu vollziehen.
Viele haben die Frage: Was ist der Sinn und was glaubt ihr damit bewegen zu können?
Mir ist immer wieder Etty Hillesum sehr nah mit ihren Worten, die sie kurz vor ihrem Tod im Konzentrationslager formuliert hat:
„Das Elend ist wirklich groß; und dennoch laufe ich oft am späten Abend, wenn der Tag hinter mir in die Tiefe versunken ist, mit federnden Schritten am Stacheldraht entlang, und dann quillt es mir immer wieder aus dem Herz herauf – ich kann nichts dafür, es ist nun einmal so, es ist von elementarer Gewalt: Das Leben ist etwas Herrliches und Großes, wir müssen später eine ganz neue Welt aufbauen – und jedem weiteren Verbrechen, jeder weiteren Grausamkeit müssen wir ein weiteres Stück Liebe und Güte gegenüberstellen, das wir in uns selbst erobern müssen. „Wir dürfen zwar leiden, aber wir dürfen nicht darunter zerbrechen.“
Ich teile diesen Ausruf mit ihr, das ist die Motivation, die mir weiterhin Kraft und Mut gibt, den Weg der Gewaltfreiheit zu suchen. Er liegt jenseits von Religion, Nation oder Parteizugehörigkeit, es ist ein Aufschrei des Lebens aus dem menschlichen Herzen.
Nach den vielen Gesprächen, die ich mit engagierten Friedenskräften geführt habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wir als erstes mindestens drei, vielleicht sogar vier Untergruppen bilden müssen. ( eine palästinensische, eine deutsche, eine israelische und eine internationale Gruppe) Wir brauchen Menschen, die die emotionalen Wellen halten können, die Trauer, die Sehnsucht, die Wut, die Ratlosigkeit.
Wir hatten hier eine deutschsprachige Liebesschule in Tamera, da hat ein sehr konstruktives Gespräch begonnen, was ich gern in einer Gruppe von deutschen weiterführen würde.
Jede Gruppe sollte sich fragen: Was ist unser kollektives Trauma, das immer weiter dazu beiträgt, den inneren Krieg aufrechtzuerhalten? Was heisst an diesen Punkten Beendigung des Krieges wirklich? Was haben wir aus unserer Vergangenheit gelernt? Wo ist unsere blinde Stelle? Wie können wir den Friedensprozess glaubhaft unterstützen? Wie verbinden sich Innenarbeit, Meditation und Hilfsaktionen?
Der Glaube daran, dass man mit sehr wenig Menschen vordringen kann bis zu einem Punkt, wo wir eine heilende Wirkung auf das Ganze haben, ist dünn geworden und braucht neue Inspiration und Wissensquellen.
Ich denke, dass diese Gruppen Zeit brauchen bis Ende Dezember, um zu schauen, wozu wir wirklich Kraft haben. Wenn ihr weiter informiert werden wollt, meldet euch bitte.
Persönlich werde ich zusätzlich die Rauhnächte nutzen, um ein gemeinsames Feld der Besinnung aufzubauen und auch einen onlinekurs dafür anbieten, wo ihr herzlich eingeladen seid, euch zu beteiligen.
Im November gehe ich mit einigen von der „Defend the sacred Alliance“ nach Kolumbien, wo im Frühjahr zwei Mitglieder der Friedensgemeinschaft ermordet wurden. Ich kenne persönlich keine andere Gemeinschaft, die sich so konsequent mit dem Thema der Gewaltfreiheit auseinandergesetzt hat, wie sie, und das in einer von außen sehr bedrohten Situation. Ich hoffe, dass ich auch dort weitere Anregungen finden werde.
Ich danke für euer Mitdenken. Wenn ihr unsere politischen Reisen und Aktivitäten unterstützen wollt, könnt ihr einfach auf die Webseite spenden und das Stichwort „politische Reisen“ anklicken.
Ich werde uns dann im Dezember in einem gemeinsamen Zoom versammeln.
Herzlichen Dank Sabine
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