Als Höhepunkt dieses Tages möchte ich die Frauenrunde hervorheben. Einmal in der Woche laden Elem und Monika, eine Schwester von Cláudio ein zu einer Frauenrunde. 30 Frauen versammeln sich in dem kleinen Veranstaltungsraum. In der Mitte hat Monika einen kleinen Altar aufgebaut mit einer Kerze, Tarotkarten liegen im Kreis und wer möchte kann sich eine Karte ziehen.

Monika hat eine sehr schöne Art, den Raum zu halten und zu moderieren. Zu Beginn stellt sich jede Frau vor, schon in dieser ersten Runde fliessen die Tränen. Zwei Frauen berichten, dass sie gerade in Trennung leben, eine von ihnen kann nicht weiter sprechen, sie sagt, dass sie in einer Trennung ist und viel Gewalt im Spiel sein. Sie hätte es fast nicht geschafft zu kommen.

Allein, dass die Frauen hier den Mut haben zu sprechen, oder auch nur zu weinen, das ist schon Teil der Heilung.

Cláudios Mutter sitzt am Eingang mit eine Maske. Sie war krank und es gibt im Institut die Einigung, dass diejenigen, die Grippesymptome haben, sich von der Gruppe fern halten sollen. Sie möchte die Runde nicht verpassen und so laden wir sie ein, sich an den Eingang zu setzen.

Eine wunderbare Frau! Sie erzählt aus ihrem Liebesleben mit so einer elementaren und weiblichen Kraft und sagt, dass sie unendlich viele Fragen an uns habe. Ihren Worten spürt man auch an, wie sehr sie on ihrer Mutterschaft aufgeht. Sie ist glücklich über den Weg ihrer Kinder und geht darin auf, mit ihrer Liebe Quelle für ihre Kinder zu sein. “Das hat mir auch geholfen, schwierige Situationen in der Ehe zudurchlaufen. Es gab eine Situation, da wäre ich fast gegangen. Mein Mann ist ein Macho und da braucht es Kraft, um dem richtig zu begegnen. Wir müssen in der Lage sein, dass Wahrheit in der Liebe gesprochen werden kann.

Sie erzählt von ihrer seelischen Auseinandersetzung damit, dass ihr Mann viel unterwegs sei und durchaus vielen Frauen zugeneigt. Sie erzählt von ihrer Auseinandersetzung mit der Eifersucht, wie sie plötzlich gemerkt hat, dass sie die Frauen kennenlernen will und muss und wie dann auf einmal die Eifersucht aus ihrem Leben verschwunden ist. Sie hat aktiv den Schritt unternommen, die Frauen kennenzulernen, die Quelle ihrer Eifersucht waren und damit ist die Eifersucht aus ihrem Leben verschwunden. Fast wäre sie an den Punkt gekommen, entweder sie oder ich. Sie hatte schon fast die Koffer gepackt, aber plötzlich konnte sie all das loslassen. “was kreiere ich mir da für ein sinnloses Leiden.” Die Berichte über Tamera waren ihr eine grosse Hilfe und sie konnte es kaum erwarten, uns zu treffen

Es ist bewegend zu sehen, wie sich hier die Generationen miteinander solidarisch verbinden. Viele Mütter sitzen im Raum, die älteste unter ihnen 67, die Jüngste im Raum ist 19 Jahre alt. Es ist befreiend für viele zu erleben, dass das, was man für sein eigenes Privatproblem gehalten hat, gar kein Privatproblem ist, sondern die Folge einer fehl gelaufenen gesellschaftlichen Struktur.

Liebe ist ein Politikum, das ist hier spürbar in elementarer wahrer Aufbruchskraft!

Die Frauen wollen alles von uns wissen. Drei Stunden verbringen wir mit ihnen, zwischendrin ein kleiner brunch. Die Zeit bleibt stehen und vergeht doch wie im Flug.  Selbst diejenigen, die in existentiell schwierigen persönlichen Situationen leben, gehen gestärkt und genährt aus dieser Runde.