Es ist wie ein Wunder. Die Halle, die vor wenigen Tagen noch verfallen wirkte, wirkt jetzt fertig für den Empfang mit einer neu eingezogenen Decke. Über Nacht hat eine Gruppe Zelte aufgebaut und auf dem ehemaligen Fußballplatz ist ein Festplatz entstanden. Einzelne Gruppen haben kleine Verkaufsstände aufgebaut, an denen sie ihre Handarbeiten und kleine Gemälde verkaufen. German und Levis aus Kolumbien bieten ihre Schokolade an und selbstgemachte Ohrringe aus Perlen. Aus Übermut lassen sich Barbara, Andrea und ich kleine Zöpfe in die Haare flechten. Die schwarze Frau, die später auch auf der Bühne tanzt, die diese Arbeit mit Hingabe macht, betont immer wieder: „Du hast eine so spezielle Energie, du bist ein hoch spirituelles Wesen. Die meisten sind eher schwer, aber von deinem Kopf geht ein solche Licht und eine Leichtigkeit aus“. Sie umarmt mich wieder und wieder.
Um 11.30 Uhr werden wir auf die Bühne gebeten, um etwas über unsere Arbeit zu sagen.
Ein ungewöhnliches Setting für mich, aber es gelingt uns, Worte aus dem Herzen zu sprechen. Die Gäste sind überwiegend Menschen aus der Favela, einige sind auch von weiter her angereist.
Salim und ich sprechen über die Bedeutung von “Defend the sacred”, über die Kraft einer notwendigen globalen Revolution und der Bedeutung von Gemeinschaft. Barbara und Fabio über die Bedeutung von Autarkie und Nachhaltigkeit. Alle Reden kommen aus dem Herzen und die Menschen hören intensiv zu. Eine junge Frau, die uns auch schon in Tamera besucht hat, beginnt bei meinen Worten zu weinen.
Sie erzählt uns, dass ihr Besuch in Tamera ihr ganzes Leben verwandelt hat. Während sie vorher das Gefühl hatte, ein Sinn entleertes Leben zu führen, hat sie jetzt damit begonnen, eine Gemeinschaft auf dem Land aufzubauen und eine Schule einzurichten.
Salim betont in einfachen Worten, wie wichtig für ihn die Entdeckung und Entwicklung autarker Modelle war. “Afrika – so ein fruchtbares Land – wurde all seiner Traditionen beraubt. Es ist absurd, dass es in einem Land wie Afrika Hunger gibt, und wir einem System der Religion und Unterwerfung folgen, das nicht unseres ist. Autarkie und Gemeinschaft, das sind die beiden Schlüssel für eine neue Revolution.”
Der Rest des Tages lebt von der Musik. Es wird gefeiert und getanzt! Eine Aufführung übertrifft die nächste. Alles bebt voller Rhythmus und Energie. Am Schluss gelingt es Cláudio, die ganze “Defend the sacred alliance” auf die Bühne zu bringen.
Für sie war dieser Tag zentral: Ein globaler Geist ist in die Favela eingezogen und wird seine Kreise ziehen. Das zukünftige Zentrum mit seiner Vision wurde sichtbar, auch für andere. Cláudio erzählt uns, dass es das erste Mal war, dass sie Ansprachen mit Musik kombiniert haben. Er möchte das wiederholen.