Früh am Morgen um sechs Uhr treffen wir uns vor der kleinen Kapelle bei den Steinsetzungen, die wir hier gemeinsam gesetzt haben.  Die Kosmogramme repräsentieren die ethischen Werte der Gemeinschaft.

Wir erklären ein wenig, warum der 9. November für uns eine solche Bedeutung hat, Tag der Mahnung und Tag der Hoffnung. Wir machen eine gemeinsame Meditation – verbinden uns mit der Erde und allen ihren Wesen und gehen im Geist zu Orten, die in ähnlicher Weise die Vision der Gemeinschaft in ihren Herzen lebendig halten. Gemeinschaft mit sichtbaren und unsichtbaren Wesen. Es sind etwa 40 Menschen gekommen – was für die gegenwärtige Situation viele sind, da manche nicht direkt hier unten leben.

Arley liest den Meditationstext auf spanisch. „Wo Schmerz war, soll Heilung erwachen. Wo Wut war, soll verändernde Kraft entstehen. Wo Angst war, soll Schutz und Vertrauen entstehen. Wo Feindschaft war, soll das große Erwachen der gegenseitigen Anteilnahme beginnen. Wo Unterdrückung geschah, soll die große Freiheit einziehen. Wo Völkertrennung geschah, soll die Anteilnahme an diesem Planeten Erde zu einer gemeinsamen verantwortlichen Schau führen.

Wir sind gekommen, um uns zu erinnern:

Wenn wir wollen, dass dieser Planet Erde überlebt, müssen alle Mauern der Trennung fallen, die Mauern zwischen Völkern, zwischen Israel und Palästina, zwischen Europa und Afrika, zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden. Und ebenso die Mauern, die wir im eigenen Inneren errichtet haben, die Mauern zwischen den Geschlechtern und die Mauern zwischen Menschen und aller Kreatur.

Wir sind gekommen, um an die ursprünglicher Schönheit und Wahrheit des Lebens zu erinnern:

Alles Leben hat ein Recht auf Freiheit und Entfaltung, ein Recht auf Liebe, auf Wahrheit und Vertrauen. Lasst uns Beispiele setzen für die Überwindung der Gewalt, wo immer wir sind. Lasst uns so für das Leben und die Liebe eintreten, dass die Angst verschwinden kann auf dieser Erde. Lasst uns weltweit einen Ring der Kraft bilden für den Schutz aller Kreatur.“

Anschließend spricht Brigida einige Worte. Berührend wie sie die Flüchtlinge auf den Meeren, die Situation in Syrien, in Palästina etc. einbezieht in ihre Worte.

Anschließend singen Blatcho und Carolina ein Lied mit selbst gedichteten Texten zur Situation der gegenwärtigen Revolution Südamerikas.

Anschließend frühstücken wir mit Brigida und Gildardo. Mit Brigida ist unsere “philosophische Stunde” am Morgen bereits zu einem Ritual geworden. Sie spricht über ihr intimes Verhältnis zu Jesus, der für sie ein beispielhafter Revolutionär ist. Sie erzählt auch von persönlichen Wunderheilungen, die sie allein durch ihre Gebete erfahren hat. “An die Ärzte glaube ich nicht so sehr, wohl aber an die Heilsmacht von Gebeten.”

Am Abend treffen wir uns wieder zu einem gemeinsamen Essen und um uns mit der Gemeinschaft auszutauschen über die Frage der Hoffnung. Anschließend schauen wir gemeinsam den Film “Hope for Colombia”.